Die Glocke Tuba Dei (dt. Posaune Gottes) der St. Johannes-Kathedrale in Toruń (dt. Thorn) zählt neben der Sigismund-Glocke der Krakauer Wawel-Kathedrale zu den berühmtesten und größten historischen Glocken Polens (zweitgrößte mittelalterliche Glocke des Landes).
Sie befindet sich im mächtigen Glockenturm der Kathedrale zu Toruń, der im Jahre 1407 begonnen und in zwei Bauabschnitten bis zur heutigen Höhe geführt wurde.
Im dritten Turmgeschoß befindet sich das imposante zweistöckige Glockentragwerk. Der obere Teil der Konstruktion ragt mehrere Meter über die Oberkante des gemauerten Turmschaftes hinaus. Diese hinausragende Konstruktion, welche sich jetzt in der Ebene des Daches befindet, schließt an dieser Stelle mit zwei mächtigen Stuhlfeldern ab, die jeweils für eine sehr große Glocke geschaffen wurden (Feldweiten 2900 mm!). Daraus lässt sich schließen, dass der Turm ursprünglich einmal höher werden sollte. Nach dem aktuellen Forschungsstand kann man aber davon ausgehen, dass beim Turmbau die Geldmittel zur Neige gingen und weitere Turmstockwerke nicht mehr realisiert wurden. Dies führte schließlich auch dazu, dass die an dieser Stelle wohl geplanten zwei riesigen Glocken nicht realisiert wurden.
Der einmalige Holzglockenstuhl, welcher in Gänze eine Höhe von 17 Metern über zwei Stockwerke misst, wurde in hervorragender Zimmermannsarbeit gefertigt. Dendrochronologische Untersuchungen ergaben, dass er etwa im Jahre 1440 errichtet wurde. Bis heute stellt er eine der bedeutendsten mittelalterlichen Konstruktionen im östlichen Europa dar. So finden sich etwa Holzquerschnitte von 470×430 mm auf einer Länge von 8m.
Im 19. Jahrhundert besaß St. Johannes noch insgesamt sechs Glocken, darunter auch eine große Schwesterglocke der Tuba Dei, die so genannte Siostra (dt. Schwester), die allerdings während des Zweiten Weltkrieges vernichtet wurde.
Neben der Tuba Dei, die im unteren Stockwerk des Glockenstuhles hängt, besitzt die Kirche heute nur noch drei weitere, wesentlich kleinere Instrumente. Die älteste ist die Glocke Pogdrzebowy aus dem Jahre 1412, gefolgt von der Glocke Kulawy aus dem Jahre 1766. Eine neue Glocke, welche zum zehnjährigen Bestehen des Bistums im Jahre 2002 gegossen wurde, und am verkröpften Stahljoch den Angelus läutet, ergänzt den heutigen Geläutetorso.
Die Tuba Dei erklingt im Nominal as° -1,5. Ihre gewaltigen Ausmaße mit einem Durchmesser von 2191 mm und einem Gewicht von 7.238 kg (Ausführung in sehr schwerer Rippe) lassen sie klanggewaltig ertönen. Heute hängt sie an einem Holzjoch aus dem 19. Jahrhundert und wird von mehreren Glockenläutern über eine große Tretbohleneinrichtung geläutet. Früher wurde sie hingegen von 12 Mann geläutet, wobei nicht bekannt ist, ob mit Seilen gezogen oder getreten.
Nach neusten Forschungserkenntnissen konnte ihre Inschrift korrekt aufgelöst werden, so dass ihr Gußjahr mit dem Jahre 1500 festgeschrieben ist. Der Gießer gilt als unbezeichnet. Claus Peter hat jedoch in seiner Forschungsarbeit (Jahrbuch für Glockenkunde 23./24. Band 2011/12) auf die Ähnlichkeiten zu Glocken der sächsischen Gießerdynastie Hilliger hingewiesen, stellt aber auch fest, dass es in dieser Richtung noch weiterer Forschung bedarf, da Hilliger-Glocken noch nicht umfassend genug untersucht worden sind.
Die Tuba Dei wird von ihrer Läutemannschaft nur fünf Mal im Jahr geläutet. Zum internationalen Glockensymposium Glocken im christlichen Europa wurde allerdings eine große Ausnahme gestattet, so dass die anwesenden Tagungsbesucher die Möglichkeit hatten, das Instrument auch in seiner Pracht zu hören, wenn auch der Klöppel das Instrument nicht optimal anregen kann.
Sehen und hören Sie nun im nachstehenden Video des Verfassers die berühmte Tuba Dei.