Auf einem der höchsten Punkte Jerusalems – 850 m über dem Meeresspiegel – wurde unter Kaiser Wilhelm II. auf dem Ölberg die evangelische Himmelfahrtkirche im Jahre 1910 geweiht. Sie gliedert sich an das dort befindliche Auguste-Viktoria-Hospital an. Die im wilhelminisch-neobyzantinischen Stil errichtete Kirche besitzt eine reichhaltige künstlerische Ausstattung. Insbesondere sind die Ausmalungen und Steinmetzarbeiten – hier vor allem die Mosaike – hervorzuheben.
Im über 50 Meter hohen Glockenturm hat sich bis heute ein großes vierstimmges Geläut aus der Glockengießerei Schilling (Apolda/ Thüringen) erhalten. Die Glocken wurden im Jahre 1910 in der Disposition g° – h° – d1 – e1 gegossen. Die Schlagtonlinie wurde allerdings nicht sauber getroffen, was dem Geläut somit einen eigenständigen Klangcharakter verleiht.
Bei den Glocken handelt es sich um ein bedeutendes historisches Geläut, da nur wenige vollständig erhaltene Geläute aus dem Anfang des 20. Jahrhunderts existieren. Vor allem die beiden Weltkriege trugen massiv zur Vernichtung von wertvollen Glocken aus dem 19. und 2o. Jahrhundert bei. Aufgrund ihrer räumlichen Distanz zu Europa konnten sich die vier Schilling-Glocken in Jerusalem der Zwangsenteignung zu Rüstungszwecken entziehen und können bis heute die Christen zum Gottesdienst einladen.
Vor einem Jahr begutachtete der Glockensachverständige der Erzdiözese Köln die gesamte Glockenanlage und musste einige Mängel feststellen, unter anderem an der Aufhängung der großen Herrenmeisterglocke. Dies führte zu einer Stilllegung des 6.120 kg schweren Instrumentes. Die übrigen Glocken, namentlich Kaiser Wilhelm-Glocke, Augusta-Glocke und Friedensglocke, hielten der Begutachtung zumindest insofern stand, dass sie weiterläuten durften.
Um die Glocken zur Himmelfahrtkirche zu transportieren wurde eigens eine Straße von Jaffa in die Heilige Stadt gebaut. Ein großer Aufwand um deutsche Glocken in Jerusalem zum Erklingen zu bringen. Pfarrer Michael Wohlrab kennt die Geschichte des Geläutes ausführlich und berichtet im Blog des ARD Studios Tel Aviv in einem Film davon. Ausnahmsweise läutet er noch einmal die Herrenmeisterglocke für eine kurze Aufnahme. Der Film präsentiert ein ganz besonderes Geläut im Heiligen Land.
Im nachstehenden Video hören Sie eine Aufnahme des Teilgeläutes h° – d1 – e1 (verzogen), welche am Tag der Begutachtung entstand. Die Herrenmeisterglocke konnte aufgrund der Schäden nicht mitgeläutet werden.
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