In einem vorhergehenden Beitrag wurde über den Guß der 25t schweren Glocke für die derzeit im Bau befindliche Kathedrale der Erlösung des Volkes (Catedrala Mântuirii Neamului Românesc) im rumänischen Bukarest berichtet. Der Glockenguss erfolgte am 11. November 2016 in der österreichischen Glockengießerei Grassmayr. Über den Guss selbst wurde an dieser Stelle in Wort und Bild berichtet.
In diesem Beitrag soll das Augenmerk auf die ersten verlässlichen Daten zur Glocke gerichtet werden, die eine genauere Analyse zulassen.
Das Instrument, welches unter anderem den derzeitigen Patriarchen Daniel I. der rumänisch-orthodoxen Kirche auf der Flanke abbildet, besitzt folgende technische und musikalische Daten:
Gegossen: 11. November 2016 in der Glockengießerei Grassmayr (Innsbruck)
Gussdauer: 9 Minuten und 23 Sekunden
Durchmesser: 3.355 mm
Gewicht: 25.190 kg
Höhe: 3.130 mm
Schlagringstärke: 270 mm
Rippenkonstruktion: schwer
Klöppelgewicht (Klöppel hergestellt bei Edelstahl Rosswag nach Vorgaben der Gießerei): 668 kg
Schlagton (ermittelt von Prof. R. Pfeiffer-Rupp): c° -3 Cent (Molloktav-Glocke)
Die akustischen Eigenschaften stellen sich nach ersten Analysen von Prof. Rüdiger Pfeiffer-Rupp wie folgt dar. Bei der Glocke handelt es sich um eine Molloktav-Glocke mit dem Schlagton c° -3 Cent und einem Quartnebenschlagton f° -7 Cent sowie vertiefter Prime. Genauere Klanganalysen befinden sich derzeit in der Auswertung.
Rekorde und Superlative sind an sich nicht angemessen bei Instrumenten, denn am Ende muss einzig und allein das Klangergebnis überzeugen. Dennoch wird die St. Petersglocke des Kölner Doms nach dem ersten Läuten der Glocke in Bukarest – vorraussichtlich im Jahr 2018 – ihren Titel als größte freischwingende (gemeint ist am geraden Joch läutend) Kirchenglocke der Welt verlieren, da die Glocke in Bukarest ebenfalls an einem geraden Stahljoch geläutet werden wird.
Die Großglocke für Bukarest wird allerdings nicht die einzige Glocke für die dortige neue Kathedrale bleiben. Am 21. April 2017 werden in der Glockengießerei Grassmayr fünf weitere Glocken in schwerer Rippe in der Disposition c1 – e1 – g1 – a1 – c2 gegossen. Die Rippenschwere zeigt sich beispielsweise an der Festlegung der c1 -Glocke, deren Gewicht ca. 3.450 kg betragen wird bei einem Durchmesser von ca. 1.716 mm.
Exkurs: Aktuelles von der St. Petersglocke im Kölner Dom
Auf den Klang der St. Petersglocke des Kölner Domes muss an diesem Osterfest verzichtet werden. Der Klöppel des „decken Pitter“ ist seit Anfang April ausgebaut. Grund sind Nachbesserungsarbeiten an der Klöppelaufhängung, die im Zusammenhang mit dem neuen Klöppel aus dem Jahre 2011 stehen. Der alte Klöppel war beim Läuten am Dreikönigstag 2011 gebrochen und in die Glockenstube gestürzt. Der derzeitige Klöppel liegt ausgebaut auf dem Glockenstuhlboden, die St. Petersglocke selbst ist eingerüstet und kann daher nicht schwingen. Die Nachbesserungen an der Klöppelaufhängung sollen sowohl dem Bestandsschutz als auch der Klangverbesserung dienen, da nach Einbau des neuen Klöppels immer wieder ein unregelmäßiger Anschlag bis hin zu Aussetzern zu vernehmen war. Die Planung, Anfertigung und Anpassung der zu fertigenden Einzelteile werden längere Zeit in Anspruch nehmen, so dass die St. Petersglocke vermutlich mehrere Monate nicht zu hören sein wird. FOTO RECHTS: Die St. Petersglocke mit demontiertem Klöppel am 5. April 2017
Die äußerst schwierige Herstellung der Glockenform und der Glockenguss selbst der großen Glocke für Bukarest fanden unter Ausschluß der Öffentlichkeit statt, um dieses waghalsige Projekt in Ruhe bewältigen zu können. Dennoch wurden einzelne Arbeitsschritte von einem Fernsehteam begleitet, so dass ein Dokumentarfilm über die Entstehung der 25t schweren Glocke erfolgte. Die Erstausstrahlung des 45-minütigen Dokumentarfilms unter dem Titel Eine Glocke für die Ewigkeit findet am Ostersonntag, den 16. April 2017 um 19:15 Uhr auf 3sat statt.
Nachstehendes Video mit akustischen Eindrücken der Glocke wurde freundlicherweise von Dr. Konrad Noll zur Verfügung gestellt.
Fernsehbericht von Observator TV über die bevorstehende Auslieferung der Glocke nach Bukarest am 15. Mai sowie die Aufhängung in der Kathedrale.
Der folgende offizielle Film der rumänisch-orthodoxen Kirche zeigt in einer Computersimulation die Ausmaße der zukünftigen Kathedrale der Erlösung des Volkes (Catedrala Mântuirii Neamului Românesc).