Glockenguss in Lauchhammer eingestellt

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Die traditionsreiche Kunst- und Glockengießerei Lauchhammer, heute unter dem Namen 3A Kunstguß Lauchhammer GmbH tätig, hat im Juni 2017 den Guß von Bronzeglocken eingestellt, wie dem Verfasser durch eine nicht mehr angenommene Ausschreibung für einen Glockenneuguss vor einiger Zeit mitgeteilt wurde.

1839 in Lauchhammer gegossene Eisenglocke in der Martinskirche zu Gröden. Photo By LutzBruno (Own work) [GFDL or CC BY 3.0], via Wikimedia Commons
Das 1725 im brandenburgischen Lauchhammer gegründete Unternehmen ist seit seiner Existenz vor allem auf den Kunstguß mit den Materialien Eisen und Bronze spezialisiert und hat sich damit einen weltweit anerkannten Ruf erarbeitet.

Die erste nachweisbare in Lauchhammer gegossene Glocke stammt aus dem Jahre 1834, eine Eisenglocke mit 650 mm Durchmesser die sich heute im Museum der Gießerei befindet. Eine gleich große Eisenglocke aus dem Jahre 1839 ist in der Martinskirche zu Gröden (Landkreis Elbe-Elster) zu finden. Vereinzelt wurden bereits auch in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts Bronzeglocken in Lauchhammer gegossen, die älteste bekannte und noch vorhandene Bronzeglocke für die Lutherkirche in Schwarzheide aus dem Jahr 1852. Nach Ende des Ersten Weltkrieges wurden vermehrt Bronzeglocken gegossen, auch wenn nicht die Stückzahlen von anderen in dieser Zeit tätigen Glockengießereien erreicht wurden. Gleichzeitig wurde mit der Herstellung von Stahlglocken im Zweigwerk in Torgau begonnen unter dem Namen AG Lauchhammer Torgau, später in den 1930er Jahren im Zweigwerk in Gröditz fortgeführt. Die letzten Glockengüsse fanden schließlich im Jahre 1939 in Lauchhammer statt.

1924 gegossene Stahlglocke der AG Lauchhammer Torgau

Nach Ende des Zweiten Weltkrieges wurde der Glockenguss nicht wieder aufgenommen, so dass während der Zeit der Existenz der DDR keine Glocken in Lauchhammer gegossen wurden. Erst nach der politischen Wende erfolgte die Wiederaufnahme der Sparte Glockenguss, da das südbrandenburgische Unternehmen von der Glockengießerei Rincker aufgekauft wurde. So wurden Glocken in Lauchhammer in der so genannten Rincker-Rippe gegossen und mit dem Gießersiegel LR (Lauchhammer-Rincker) versehen. Am 3. September 1999 erfolgte schließlich der Guß der größten jemals in der Firmengeschichte hergestellten Glocke. Es sollte sich zugleich auch als der schwierigste Auftrag herausstellen, denn die 8.320 kg schwere Glocke wurde nicht in der Gießerei in Lauchhammer, sondern direkt auf dem Domplatz in Halberstadt für den gleichnamigen Dom gegossen.

2004 bei der Werkprüfung eines Geläutes in Lauchhammer, hier die d1-Glocke

2012 zog sich das Unternehmen Rincker zurück und verkaufte die Kunst- und Glockengießerei Lauchhammer an ein Investor, der auch heute noch die Geschäfte führt. Mit dem Rückzug der Firma Rincker standen nun allerdings auch nicht mehr die entsprechenden Glockenrippen zur Verfügung, so dass in Lauchhammer eine eigene Rippe entwickelt werden musste. Diese wurde von einem externen Mitarbeiter neu berechnet und kam ab da zur Anwendung. So schaffte man im April 2015 den 800. Glockenguss seit Wiederinbetriebnahme der Gießerei im Jahre 1994.

2015 wurde noch einmal in einen größeren Gußofen investiert, um fortan auch größere Glocken jenseits eines Gewichtes von 3,5 Tonnen gießen zu können. Schließlich konnte auch mit dem Neuguss von drei Glocken für die Marienkirche in Güstrow ein solch großer Auftrag gewonnen werden. Als größte Glocke des Geläutes wurde im November 2015 schließlich eine h°-Glocke mit einem Gewicht von 3.175 kg bei einem Durchmesser von 1.720 mm gegossen. Das Geläut erklingt zusammen mit einer historischen Glocke seit Mai 2016.

2015 für die Marienkirche in Güstrow gegossene Sonntagsglocke (Schlagton e1)

Mit der Aufgabe der Sparte Glockenguss in Lauchhammer endet eine traditionsreiche Ära, die ein Verlust für die gesamte Glockengießkunst und Campanologie in Deutschland darstellt. Die Aufgabe des Glockengusses ist leider vermutlich damit zu erklären, dass derzeit kein Glockenrippenkonstrukteur mehr zur Verfügung steht, der die entsprechenden Berechnungen vornehmen könnte. Vielleicht ergibt die Zukunft noch einmal die Wiederaufnahme des Glockengusses in Lauchhammer, es wäre zumindest wünschenswert.