Klosterkirche Corvey - Nachguss der Bienenkorbglocke Cantabona 11. Jahrhundert

Guss einer Glocke nach den Regeln des Theophilus

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Drehspindel für die Anfertigung der Glockenform nach Theophilus
Drehspindel für die Anfertigung der Glockenform nach Theophilus

In seinem um 1125 entstandenen Werk Schedula diversarum artium (Drittes Buch, Kapitel LXXXIV, Vom Glockenguss) beschreibt der Mönch Theophilus unter anderem den Guß von in damaliger Zeit üblichen Glocken. Eines der ältesten erhaltenen Handschriftenexemplare dieser Schrift findet sich in der Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel in der kein geringerer als der damalige Bibliothekar Gotthold Ephraim Lessing die Schrift wiederentdeckte.

Die kritische Edition der Schedula diversarum artium lässt sich mittlerweile auch im Internet finden. In einem Projekt der Universität Köln wurden verschiedene Handschriften, darunter auch das Wolfenbütteler Exemplar, digitalisiert, kritisch ediert und übersetzt.

Nach langer Vorbereitungszeit hat vor wenigen Tagen der Archäometallurge Dr. Bastian Asmus nach dem Prinzip der experimentellen Archäologie in einem Versuch eine solche Theophilusglocke im Freien nachgegossen. Bei der Herstellung der Form hielt er sich dabei streng an die Vorgaben des Theophilus, um so in experimenteller Form die Herstellung einer solchen Glocke nachvollziehen zu können.

Das spannende Projekt beschreibt Dr. Asmus auf seiner Internetseite Archäometallurgie reich bebildert und mit dem Verweis auf einen Fernsehbericht vom Glockenguss. Da der erste Guss noch nicht vollständig gelungen ist – die Kronenhenkel konnten aufgrund eines Loches in der Form nicht gegossen werden – wird es im Frühjahr 2016 einen weiteren Guss geben.