In ihrer Ausgabe vom 2. Dezember 2025 berichtet die Saarbrücker Zeitung über den Abriss des Kirchturms der Christuskirche in Saarbrücken – Rotenbühl und der gleichzeitigen Vernichtung des darin befindlichen Bronzegeläuts unter der Überschrift „Saarbrücken verliert ein Wahrzeichen“.
Zum Hintergrund
Der freistehende Glockenturm der evangelischen Christuskirche in Saarbrücken – Rotenbühl wird derzeit abgerissen, da der 38 Meter hohe Betonturm stark beschädigt ist und aus Sicherheits- und Kostengründen nicht erhalten werden kann. Seit rund 20 Jahren konnten bereits die fünf Glocken des Turms nicht mehr geläutet werden.
Im Zuge der Abrissarbeiten wurden die wertvollen Bronzeglocken ausgebaut und von der Kirchengemeinde zur Metallverwertung verkauft. Angebliche Versuche, die Glocken an andere Kirchengemeinden zu verkaufen, seien erfolglos geblieben, da nach Aussage eines Vertreters der Kirchengemeinde ein Überangebot an Glocken bestehe. Daher habe man sich für die Vernichtung der Glocken entschieden.
Kommentar: Fehlentscheidung beim Umgang mit den Glocken der Christuskirche
Der Abriss des Kirchturms der Christuskirche in Saarbrücken – Rotenbühl und die Abgabe der wertvollen Kirchenglocken zur Vernichtung geben Anlass zu deutlicher Kritik. Nach vorliegenden Informationen hat die Kirchengemeinde die Glocken bereits demontieren, abtransportieren und zur Verschrottung freigeben lassen, obwohl die Möglichkeit bestanden hätte, sie als gebrauchte Kirchenglocken zu veräußern und andernorts weiter nutzen zu lassen.
Dabei ist festzuhalten, dass es seit Jahren einen funktionierenden Markt für gebrauchte Kirchenglocken gibt. Über Plattformen wie beispielsweise die Glockenbörse werden regelmäßig gebrauchte Glocken vermittelt, die andernorts wieder Verwendung finden. Viele Gemeinden in Deutschland und Europa greifen darauf zurück, wenn sie selbst keine neuen Glocken finanzieren können. Eine entsprechende Weiternutzung der Glocken aus Rotenbühl wäre nicht nur kulturell bewahrend und ökologisch nachhaltig sinnvoller, sondern auch wirtschaftlich vorteilhafter gewesen.
Die Entscheidung der Gemeindeleitung zur Vernichtung des Bronzegeläuts wiegt umso schwerer, als das nicht nur der kulturelle, sondern auch der finanzielle Schaden beträchtlich ist: Der Gegenwert gebrauchter Glocken dieser Art beläuft sich auf einen sechsstelligen Betrag – Geld, das der Gemeinde nun fehlt und das für kirchliche oder soziale Projekte hätte eingesetzt werden können.
Dieser Vorgang lässt den Schluss zu, dass die Kirchengemeinde in dieser Angelegenheit unzureichend informiert und fehlerhaft beraten wurde. Sowohl der materielle als auch der ideelle Schaden hätten vermieden werden können, wenn man vorhandene Informations- und Vermarktungswege genutzt hätte. Angesichts der Tragweite der Entscheidung wäre eine sorgfältige Prüfung alternativer Verwertungs- und Nutzungsmöglichkeiten zwingend geboten gewesen, um sowohl dem kulturellen Erbe als auch der Vermögensverantwortung gerecht zu werden.
Der Umgang mit den Glocken der Christuskirche in Saarbrücken – Rotenbühl steht exemplarisch für den leichtfertigen Verlust kultureller Werte. Es bleibt zu hoffen, dass andere Kirchengemeinden aus diesem folgenreichen Fehler die notwendigen Lehren ziehen, in Zukunft verantwortungsbewusster mit dem ihnen anvertrauten kirchlichen Erbe umgehen und vergleichbare Entscheidungen auf einer breiteren und fachlich fundierten Grundlage treffen.