Glockenabsturz in der Kathedrale von Valencia

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El Micalet von Pelayo2 (Eigenes Werk) [GFDL oder CC-BY-SA-3.0], via Wikimedia Commons
Während des Läutens zur Christmette kam es am 24. Dezember zum Absturz einer der größten Glocken der Kathededrale Santa María von Valencia (Spanien).

Die Kathedrale verfügt in ihrem 51 Meter hohen Glockenturm mit Namen Torre del Miguelete (auch als Micalet bezeichnet, nach dem Namen der größten Glocke) über eine beeindruckende Anzahl von 14 historisch bedeutenden Glocken. 11 Glocken befinden sich im Turm zwischen sieben von insgesamt acht Schallarkaden. Drei weitere Glocken befinden sich auf einem oberhalb befindlichen Turmaufsatz wovon zwei dem Uhrschlag dienen. Bei der Stundenschlagglocke mit Namen Micalet handelt es sich um die größte Glocke im Turm. Sie wurde im Jahre 1539 von Lluís Trilles mit einem Durchmesser von 2350 mm und einem Gewicht von ca. 7.500 kg gegossen. Ihr Schlagton ist f°.

Die Glocken werden fast ausschließlich händisch von einer Läutegilde zum Erklingen gebracht, wobei sie mit einer Volldrehung von 360 Grad geläutet bzw. auch gebeiert werden.

Während des Läutens zur Christmette brachen die Kronenhenkel der Glocke El Jaume (Jaume = katalanische Form des Namens für Jakob) und die Glocke stürzte zu Boden. Glücklicherweise kam dabei keiner der Glockenläuter zu Schaden. Die Glocke muss sich zudem gerade in der Abwärtsläutebewegung befunden haben – zum Glück stand sie wohl nicht auf dem Kopf -, so dass sie mit dem Schlagringbereich auf den Boden stürzte. Neben der Glocke riss es allerdings auch das überschwere Holzjoch aus den Lagern, welches ebenfalls abstürzte und den Holzboden zerschmetterte auf dem die Glockenläuter überlicherweise stehen.

Abgestürzte Glocke mit Joch, Foto: AVAN, Erzbistum Valencia
Abgestürzte Glocke mit Joch, Foto: AVAN, Erzbistum Valencia

Die Läutegilde und das Erzbistum Valencia haben bereits angekündigt, die Schäden an der Glocke umfassend untersuchen zu wollen. Schon jetzt ist bei den Verantwortlichen klar, dass die Glocke repariert werden soll. Die Frage wird sein, ob die Glocke überhaupt wieder in den regulären Läutebetrieb mit einem 360 Grad Läuten genommen werden kann, da die Belastungen auf eine Glockenkrone durch Scherkräfte bei dieser Art des Läutens immens sein dürften. Wenn überhaupt, so muss vermutlich eine vollständig neue Krone gegossen und in die Haube eingeschweißt werden. Aber auch dann bleibt fraglich, ob ein Überkopfläuten wieder möglich sein wird. Die Glocke El Jaume wurde im Jahre 1429 von Tomás Morel gegossen, wiegt 1750 kg und erklingt im Schlagton fis1.

 

 

 

 

 

 

 

 

Abgebrochene Kronenhenkel, Foto: AVAN, Erzbistum Valencia
Abgebrochene Kronenhenkel, Foto: AVAN, Erzbistum Valencia

Nachstehend einige Angaben zu den Glocken der Kathededrale Santa María von Valencia.

Im Turm befindliche Glocken:

1. L‘ Ursula
1438 von Antoni Martí gegossen, 209 kg, Schlagton f2

2. La Violant
1735 von Juan Antonio de la Viña gegossen, 317 kg, Schlagton b1

3. La Caterina
1305 von einem unbekannten Meister gegossen, 554 kg, Schlagton e2

4. La Bàrbara
1681 von Lluís Castañer gegossen, 526 kg, Schlagton d2/ es2

5. El Pau
1489 von einem unbekannten Meister gegossen, ca. 440-530 kg, a1

6. L‘ Arcís
1529 von Lluís Trilles gegossen, ca. 550-670 kg, Schlagton b1

7. El Vicent
1569 von Joaquim Balle gegossen, 1000-1200 kg, Schlagtin gis1

8. L‘ Andreu
1605 von Vicent Martínez gegossen, 1300-1600 kg, Schlagton e1

9. El Jaume
1429 Tomás Morel gegossen, 1750 kg, Schlagton fis1

10. El Manuel
1621 von Miquel de Vielsa gegossen, 1980 kg, Schlagton es1

11. La Maria
1544 von Joan Clerget gegossen, 1900-2300 kg, Schlagton d1

Uhrschlagglocken:

1. El Micalet (Stundenschlag)
1539 von Lluís Trilles gegossen, ca. 7500 kg, Schlagton f°

2. De Quarts (Viertelstundenschlag)
1736 von Lluís Castañer gegossen, ca. 750 kg

3. El Cimboriet (außer Funktion)
1805 von Christobal García gegossen, ca. 20 kg

 

Nachstehend ein Video von Thierry Pauwels, welches das Palmsonntagläuten 2014 zeigt.

 

 

Nachstehend ein Video, welches zeigt, dass die Glocken auch sehr schnell geläutet werden.