Inschrift & Zier

Bugenhagenglocke des Greifswalder Domes aus dem Jahr 2010
Bugenhagenglocke des Greifswalder Domes aus dem Jahr 2010

Natürlich stellt sich bei einer Glocke die Frage, weshalb sie Inschrift und Zier tragen sollte, da sie schließlich später im Turm hängt und in der Regel den Blicken der Menschen verborgen bleibt.
Da die Glocke allerdings nicht nur ein Wert als ein Musikinstrument, sondern auch als Kunstwerk besitzt, sollte sie dementsprechend durch eine äußerlich ansprechende Inschrift und Verzierung künstlerisch und damit auch liturgisch aufgewertet werden.

Osanna-Glocke der Laurentiuskirche in Halle/ Saale aus dem Jahr 2001
Osanna-Glocke der Laurentiuskirche in Halle/ Saale aus dem Jahr 2001

Schon auf frühen christlichen Glocken des 11. Jahrhunderts finden sich Inschriften. Diese wiesen zumeist auf die Gießer bzw. den Auftraggeber, die Funktion der Glocke und ihr Gußjahr hin. Erst mit der Umstellung des Glockengusses vom Wachsausschmelzverfahren zum Mantelabhebverfahren, waren aufwendigere Verzierungen auf Glocken möglich. So bildeten im Mittelalter die Glockengießer oftmals Heilige auf den Glocken ab, in der Hoffnung, dass ihr Schutz – zusätzlich noch durch eine entsprechende Inschrift erbeten – sich über die gesamte Hörweite der Glocke erstreckt und somit ihre apotropäische Wirkung weit hinaus getragen wird.

Papst- und Kardinalsmodel in einer Glockengießerei
Papst- und Kardinalsmodel in einer Glockengießerei

Beim Neuguß von Glocken ist es empfehlenswert, sich bezüglich der Wahl von Inschrift und Zier grundlegend beraten zu lassen. So sollte zunächst dargelegt werden, welche Arten von Zieren und Inschriftentypen auf einer Glocke möglich sind. Zudem muss der Auftraggeber darüber aufgeklärt werden, an welchen Stellen der Glocke eine Zier angebracht werden kann und wie diese gestaltet werden sollte, da eine falsch gewählte Zier unter Umständen sogar die gewünschte Tongebung der Glocke negativ beeinflussen kann.

Glockenritzung der großen Glocke der Nikolaikirche Quedlinburg aus dem Jahr 1333
Glockenritzung der großen Glocke der Nikolaikirche Quedlinburg aus dem Jahr 1333

Bei der Ausführung von Inschrift und Zier kann zum einen auf ein Portfolio an Modeln einer Glockengießerei zurückgegriffen werden, zum anderen ist es aber auch empfehlenswert, sich um eine individuelle Gestaltung der Glocke zu bemühen. Hier könnte ein ortsansässiger Künstler, möglichst ein Metallbildhauer, mit der Entwicklung der Zier in Zusammenarbeit mit der Gemeinde beauftragt werden. Es können aber auch Künstler anderer Gewerke nach vorheriger Unterweisung mit der Gestaltung beauftragt werden. Von Vorteil wäre aber auch die Entwicklung und Gestaltung von Inschrift und Zier direkt innerhalb der Kirchengemeinde zu realisieren, um das Glockenprojekt damit stärker in der Gemeinde zu verankern und eine identitätsstiftende Realsierung eines Gemeinschaftsprojektes zu gewährleisten.

 

Für die Aufbringung von Schrift und Zier sind bei einer Glocke verschiedene Techniken möglich, beispielsweise:

Glockenkrone der Friedensglocke der Stadtkirche Celle aus dem Jahr 2008
Glockenkrone der Friedensglocke der Stadtkirche Celle aus dem Jahr 2008

• vertieft, in das ausschmelzbare Modell geschnitten
• erhöht, durch Ritzen im Inneren des Formmantels
• durch Erstellung von Modeln aus Wachstafeln
• durch Erstellung der Zier aus Wachsfäden

 

Da sowohl Inschrift als auch Zier als Informationsträger dienen und oftmals eine bestimmte liturgische Funktion einer Glocke zusprechen, sollte auf eine besonders hochwertige und künstlerisch ansprechende Ausführung Wert gelegt werden.

Große Glocke der Georgenkirche in Parchim aus dem Jahr 2006
Große Glocke der Georgenkirche in Parchim aus dem Jahr 2006

Aufgrund des komplexen Sachverhaltes rund um die künstlerische Gestaltung einer Glocke, sollte unbedingt eine Beratung in Anspruch genommen werden, da neben einem Musikinstrument auch ein Kunstgegenstand für ein Bauwerk geschaffen wird, welcher in der Regel viele hundert Jahre Bestand haben wird.