Eine Glockengussanlage vom Gelände der Elisabethkirche in Marburg

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GlockengussanlageMarburgIm vorherigen Beitrag wurde über den bisher ältesten Fund einer Glockengußgrube in Deutschland berichtet. Aufgrund dieses Beitrages soll nachträglich noch auf ein im Jahre 2015 erschienenes Buch hingewiesen werden. Als erste Ausgabe in der Reihe Forschungen des Instituts für Archäologie, Denkmalkunde und Kunstgeschichte der Universität Bamberg erschien:

Alissa Theiß: Eine Glockengussanlage vom Gelände der Elisabethkirche in Marburg. Untersuchungen zur mittelalterlichen Glockengießertechnik.
144 Seiten, ISBN: 978-3-86309-154-5

In der offiziellen Beschreibung des Buches heißt es:
Bereits in den 1970er Jahren wurde in unmittelbarer Nähe der Elisabethkirche in Marburg (Lahn) eine Glockengussanlage aus dem späten Mittelalter ausgegraben. Die sehr gut erhaltene Anlage konnte damals nicht ausgewertet werden und wird im vorliegenden Band nun umfassend vorgestellt. Das Zusammenspiel der Disziplinen Glockenkunde, mittelalterliche Geschichte und Kunstgeschichte ermöglichte, Aussagen zu treffen, die weit über die Erkenntnisse der rein archäologischen Analysen hinausgehen. So konnte nachgewiesen werden, dass die in der Gussanlage hergestellte Glocke noch heute in der Elisabethkirche läutet. Es handelt sich dabei um die spätmittelalterliche Elisabethglocke. Dies ist als besonderer Glücksfall für die Forschung zu werten, da nur in den seltensten Fällen sowohl die Glocke wie auch die dazugehörende Gussanlage erhalten geblieben sind. Den Untersuchungen kommt dadurch eine überregionale Bedeutung zu. Die Forschungsergebnisse lassen sich sehr gut mit den schriftlichen Überlieferungen zum Guss der berühmten Erfurter Gloriosa parallelisieren, dort fehlen allerdings die archäologischen Zeugnisse. Im Vergleich mit anderen archäologisch untersuchten Gussanlagen in Europa kommt dem Marburger Ensemble aus Glocke samt zugehöriger Gussgrube dadurch eine besondere Stellung im kulturellen Erbe des Mittelalters zu.

Eine durchaus spannende Lektüre für Campanologen, wird doch die Geschichte der bedeutenden Elisabethglocke noch einmal von Ihrer Entstehung her sichtbar. Die Elisabethglocke wurde um das Jahr 1380 gegossen. Sie erklingt im Schlagton cis1 -1 und wurde in überschwerer Rippe gegossen. Ihr Schätzgewicht liegt bei etwa 3.700 kg. Das Instrument gehört damit zu den vier größten und schwersten Glocken des 14. Jahrhunderts, die in Deutschland noch vorhanden sind. Zu den Mitkonkurrentinnen zählt u.a. die Gloriosa der Nicolaikirche zu Zerbst, von dessen Geläut der Verfasser bereits eine CD aufgenommen hat.