Die Wahrheit wird aufgedeckt – Das Glockenprojekt der Kathedrale Notre-Dame de Paris

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Der Kampf von Prior Alain Hocquemiller der Abtei Sainte-Croix de Riaumont um die Erhaltung der historischen Glocken der Kathedrale Notre-Dame de Paris geht in eine weitere Runde.

Mittlerweile sind Details bekannt geworden, die den Schluss zulassen, dass die Verantwortlichen des Erzbistums Paris schlichtweg gelogen haben bezüglich ihrer Absichten des Verbleibes der historischen Glocken der Kathedrale. So hat der Erzpriester-Rektor der Kathedrale und Vorsitzender des Vereins Notre-Dame de Paris 2013, Mgr. Patrick Jacquin, noch am 20. Dezember mehrfach wiederholt (siehe France Inter und Ouest-France), dass die historischen Glocken von Notre-Dame nicht zerstört oder verkauft werden sollen.

Dem stehen mittlerweile unwiderlegbare Beweise gegenüber, die eine gegenteilige Darstellung vermitteln. Der Plan der Auftraggeber des Glockenprojektes war definitiv die Vernichtung der historischen Glocken, um aus ihnen möglichst viele kleine Souvenirglöckchen für den touristischen Verkauf bzw. für den Verkauf zugunsten des Glockenprojektes herzustellen. Dies bestätigte Anne Paccard von der Glockengießerei Paccard am 27. Dezember. Die Gießerei Paccard nahm am Ausschreibungsverfahren zum Glockenprojekt im Oktober 2011 teil, unterlag aber der Konkurrenz. Im 21-seitigen Ausschreibungsverfahren wurde explizit die Zerstörung der Glocken unter den Punkten 0.3 und 0.5.6 genannt sowie der Auftrag zur Herstellung der Souvenirglöckchen, die der Anbieter zu leisten hätte. Anne Paccard stellt klar, dass man die Herstellung bei einem möglichen Zuschlag an eine Firma in China weitergegeben hätte, da die geforderte Stückzahl von 110.100 Stück (drei verschiedene Größen sollten hergestellt werden) von einer normalen Glockengießerei ohnehin nicht zu leisten wären, sondern nur im Billigverfahren in China realisierbar wären.

Die Ausschreibung belegt nun eindeutig den Rechtsverstoß der Verantwortlichen. Da sich die Glocken im Staatsbesitz befinden, hat die Erzdiözese über den Verbleib und eine mögliche Vernichtung der Glocken nicht zu entscheiden! Dies dürfte den Verantwortlichen auch bewußt sein, nur scheint man sich darüber hinwegsetzen zu wollen. Auch die Glockengießerei Paccard machte in einem Brief vom 5. Juni 2012 an Mgr. Patrick Jacquin nochmals auf diese Tatsache aufmerksam, erhielt aber seitens der Bistumsleitung bis heute keinerlei Stellungnahme.

Unterdessen stehen die historischen Glocken von Notre-Dame weiterhin unter staatlicher Beschlagnahme in der Glockengießerei Cornille-Havard, jedoch haben sich bisher weder staatliche Behörden noch das Erzbistum zum weiteren Vorgehen geäußert.

Prior Alain Hocquemiller hat mittlerweile eine Online-Petition zum Erhalt der historischen Glocken von Notre-Dame de Paris initiiert (derzeit 1.873 Unterschriften) zu dessen Unterzeichnung man nur aufrufen kann!

Einen faden Beigeschmack hinterlässt unterdessen auch der Umgang der Verantwortlichen des Erzbistums Paris mit den Firmen, welche sich an der Ausschreibung beteiligten. So erfuhren die Firmen, welche keinen Zuschlag zum Auftrag erhielten, dieses aus der Zeitung. Bei einem solch enormen Aufwand, welcher hinter einer so großen Angebotserstellung steht (Kalkulation, Anfertigung von Skizzen, Berechnungen, Verpflichtungen von Künstlern für die Glockenzier, Paccard ließ die Zier vom international renommierten Künstler André Brasilier entwerfen) ist eine schriftliche Absage an die Bieter eine Selbstverständlichkeit und sollte eine Form von Respekt gegenüber der geleisteten Arbeit ausdrücken. Mittlerweile versucht die Glockengießerei Paccard unter anderem auf gerichtlichem Wege die Rückgabe der Angebotsunterlagen mit den originalen Entwurfszeichnungen der Künstlers André Brasilier zu erwirken.

Vom Kampf David gegen Goliath wird an dieser Stelle weiter zu berichten sein.

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