Die neuen Glocken von Notre-Dame in Paris haben erstmals geläutet

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Am Vorabend des Palmsonntags war es endlich soweit. Die Pariser Kathedrale Notre-Dame ließ erstmals in voller Pracht ihre Stimmen erklingen.

An der großen Feierstunde nahmen tausende Menschen vor dem Platz der Kathedrale, an den Ufern der Seine sowie auf den Seinebrücken teil. Nach einer Ansprache des Erzbischofs von Paris wurde das Geläut zunächst in drei Teilgeläuten vorgestellt, wobei jeweils mit der kleinsten Glocke angeläutet wurde. Zunächst erklang die Disposition f1 – ges1 – as1 – b1 mit dem Halbtonschritt, gefolgt von b° – ces1 – des1 – es1 sowie abschließend die beiden Bordunglocken des Südturmes as° – ges°. Hier zeigte sich bereits, dass der neue Bordun Marie einen ganz eigenständigen Klangcharakter besitzt und mit der berühmten Emmanuel nicht konkurrieren kann. Während Emmanuel sehr grundtönig und warm erklingt, zeigte sich Marie eher metallisch und obertöniger im Klang. Trotz der unterschiedlichen Klangcharakteristik konnte mich die Glocke Marie dennoch überzeugen. Ungeachtet  der klanglichen Divergenzen durch die unterschiedlichen Klangbilder beider Borduns, bildet das Südturmgeläut dennoch ein nicht zu verachtendes Duett.
Nach weiteren Reden erfolgte die Vorstellung des Glockenspiels. Da die Glocken mit Anschlaghämmern ausgestattet wurden, erklang eine Melodiefolge. Um 18 Uhr war es schließlich soweit. Eingeleitet von der wundervollen Glocke Emmanuel erklang das Plenum. Emmanuel folgte zunächst Marie, dann schlossen sich die Glocken des Nordturmes an, welche von oben angeläutet wurden. Enttäuschend war die extrem kurze Läutedauer. Das Plenum stand ca. 4 Minuten, danach wurde scheinbar der Stecker gezogen und das Geläut läutete nicht ganz geordnet zügig aus. Um 18:15 Uhr erklang schließlich noch einmal das Nordturmplenum.

Der erste Eindruck des neuen Geläutes der Pariser Kathedrale ist durchaus positiv, auch wenn es noch Schwächen zu verzeichnen gab. So muss beispielsweise die Intonation der Glocken noch deutlich verbessert werden. Emmanuel hatte immer wieder mit Aussetzern zu kämpfen, wo hingegen einige Glocken des Nordturmes noch nicht genügend Präsenz im Plenum zeigten. Man kann nur hoffen, dass trotz der schwierigen akustischen Verhältnisse – das Geläut ist insgesamt recht leise – die Intonationsmängel erkannt und beseitigt werden und man es schafft, ein ausgewogenes Klangbild zu erreichen.

Unerwähnt darf nicht bleiben, dass eine deutsche Firma einen erheblichen Anteil am neuen Glockenklang der Pariser Kathedrale besitzt, wurden doch alle Klöppel von der Firma Wensauer – made in Germany – hergestellt.

Wer persönlich nicht anwesend sein konnte, hat im nachstehenden Video die Möglichkeit, sich die Feierstunde nachträglich anzusehen und vor allem anzuhören.