Die Entwicklung des Stahlformgusses und die Gussstahlglocke

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Die Weiterentwicklung von der Eisen- zur Stahlproduktion ist untrennbar mit den Namen Alfred Krupp und Jakob Mayer verbunden. Im Wettkampf zwischen den beiden Rivalen gelang es dem gelernten Uhrmacher Jakob Mayer erstmalig Stahl in Formen zu gießen und damit die Produktion zu revolutienieren. Vorher war es nurmehr möglich den Stahl zu gießen. Dieser konnte anschließend erst durch Schmieden und Walzen zum Endprodukt verarbeitet werden. Jakob Meyer revolutionierte und beschleunigte das Verfahren indem er aus feuerfesten Materialien (zunächst spezielle Tonsorten) Gussformen baute und somit die Arbeitschritte zum fertigen Produkt erheblich verkürzte. So entstand im Jahre 1854 der Bochumer Verein für Bergbau und Gußstahlfabrikation (BVG). Als einer der ersten Erzeugnisse im Stahlformguss stellte Mayer neben Industrieprodukten Glocken her. Die Überlegung Glocken zu gießen entstand zunächst nicht aus marktwirtschaftlichem Interesse. Mayer wollte zeigen, dass es möglich war schwere Stahlformgussstücke mit einem großen Hohlkörper im Inneren zu gießen. Im Jahre 1855 präsentierte er auf der Pariser Weltausstellung drei Glocken aus Gussstahl und stach damit seinen Konkurrenten Krupp aus. Bis 1970, dem Ende der Produktion, wurden im industriellen Rahmen ca. 38.000 Gussstahlglocken gefertigt, wovon ca. 18.000 als Kirchenglocken gegossen wurden. In der gesamten Herstellungszeit wurden die Rippen stetig weiterentwickelt, so dass viele klangschöne Instrumente entstanden, auch wenn sie nicht aus Bronze hergestellt wurden.
Das ZDF hat die Anfänge der Gußstahlproduktion in der Dokumentation Stahlkrieg an der Ruhr verfilmt. Die Dokumentation wird am heutigen 16. September um 19.30 Uhr ausgestrahl. Sie kann allerdings auch eine Woche lang nach der Ausstrahlung in der Mediathek nachgesehen werden.

In den beiden nachstehenden Videos sehen und hören Sie zwei Beispiele für besonders gelungene Gusstahlgeläute, den Osnabrücker Dom sowie die Pfarrkirche St. Bernward zu Salzgitter.